Schmierige Rille und Strahl

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Lilli
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Re: Schmierige Rille und Strahl

Beitrag von Lilli » Do 14. Feb 2013, 23:09

hm ja :think: klingt auch sehr plausibel. Ich schaue morgen nochmal genau drauf. Die Hufe stecken ja meist in den Schuhen und klar sehe ich sie beim Wechseln, aber ich muß da immer länger drauf starren bis mir klar wird was wie wohin soll.

@silent dee

Genau so keilförmig kürze ich schon die ganz Zeit. Beim ersten Mal habe ich die Trachte komplett amputiert. Das hat sich jetzt in den 8 Wochen seltsam (für mich!) entwickelt. Die Trachten schieben unglaublich. Also meinst du auch, mutiger kürzen?
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saskia
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Re: Schmierige Rille und Strahl

Beitrag von saskia » Do 14. Feb 2013, 23:49

Was hier gesagt wurde, ist ja alles durchaus richtig und nachvollziehbar, aber mir persönlich fehlt noch die Antwort auf die Frage : wieso lief das Pferd nach der Bearbeitung schlechter?
Lilli hat geschrieben: aber Pony läuft heute ziemlich schlecht. Allerdings, ob es jetzt vom Trimm kommt, der geänderten Belastung, vermehrt Druck auf dem Strahlbereich oder weil sie die letzten Tage viel doof rumgesprungen ist..... :think:
.
Vorher "ging's" anscheinend noch? Hinterher schlechter? Die Trachten waren vorher sicher noch höher, aber Pferd lief damit (anscheinend?). Dann Trachten runter und Pferd lief schlechter? Also ganz konkret : warum lief es danach schlechter, wo vermutet ihr die Ursachen?

Nebenbei bemerkt zu den "gesunden kräftigen Strählen" :
Lilli hat geschrieben: Aber beide Strähle sind weich, bröselig, abgeflacht und werden eher schwärzer und weniger, als besser ....
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SilentDee
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Re: Schmierige Rille und Strahl

Beitrag von SilentDee » Fr 15. Feb 2013, 00:45

Also, wir haben hier ja einen Rehehuf, der an seinem Kronrandverlauf schon eine Rinne zeigt. Ich hab jetzt nicht noch mal alles gelesen, hast Du röntgen lassen? Hast Du markiert, damit Du feststellen konntest, wo sich das Hufbein genau befindet?

Bei einem Rehehuf haben wir ja zwei grundlegende Ansätze, die nach Möglichkeit gleichzeitig angegangen werden müssen:
Hufbein in die physiologische Stellung zurück bringen und Polstern zum fixieren, denn wir wollen ja keine Nachrotationen (ich arbeite immer im Anfang mit Rehepolstern!) und wir wollen die Durchblutung möglichst problemfrei ermöglichen. Dazu führt einmal der Anastomosenkrams weiter oben, also die grundlegende Blutversorgung, die ja gestört wird bei einem Rehegeschehen (die hintere Abzweigung ist meist nicht unterbrochen, also kann dort auch besseres Horn gebaut werden als im Zehenbereich, und die Trachte schiebt...) , als auch die Durchblutung im Huf drin und dazu gehört auch die Hufbeinrandarterie usw.
Wenn nun also das Hufbein zu steil auf den Boden zeigt, und Druck bekommt, dann wird dort mechanisch die Durchblutung eingeschränkt. Was passiert? Das Hufbein bekommt langsam Umbaumaßnahmen und Röntgenbefunde...


Ich nehme also den Trachtenkeil entsprechend dem Röntgenbild runter (oder ich muss das, hmm, schätzen), gleiche die Eckstreben an, d.h. die werden zurückgenommen, ich kann keine starren, nach oben drückenden Balken im hinteren Hufbereich gebrauchen, die drücken ja quasi dann das Hufbein mit seinen Ästen nach oben und wieder steiler...
Und dann erfährt durch diesen Keil die Hufbeinspitze eher weniger Druck. Vorne die Zehenwand wird komplett um die ganze Vorderseite herum aus der Last genommen, also wirklich keine Tragkraft auf die Wand, wir können nicht mal den kleinsten Hebel gebrauchen an der Wandlederhaut und der Kronlederhaut!

Hab das mal versucht, darzustellen.
Bild

Die weisse Linie war in diesem Fall die Raspelei im Trachtenkeil, dadurch kam der Sohlenbereich nach oben, der vor diesem Keil liegt, also der Zehenbereich, der vor der grünen Linie liegt... Dadurch haben wir unter der Hufbeinspitze weniger Druck als vorher... Irgendwie verständlich, was ich meine? :?

In Deinen Bildern sehe ich irgendwie noch Wand neben der Sohle... Und ziemlich massive Eckstreben. Und irgendwie keinen wirklich geraspelten Keil, wirkt, als wenn hinten runter genommen wurde, aber nicht nur bis kurz vor die Seitenwand, sondern ganz rüber bis an die Zehe auslaufend...
Ich glaube, diese Aufnahme ist schon etwas älter, aber gut geeignet, um mal einzumalen, was ich gemacht hätte:
Bild

Die Beule, wo der rosa Pfeil drauf zeigt, ist immer ein Anzeichen für Reherotation... Die Rinne sagt das ja auch...
Du hast anscheinend schon einiges an der Trachte runter genommen, hier in diesem Bild bleibt nicht mehr viel übrig, aber ich sehe noch nicht den Bereich, an dem die Zehe quasi hochkippt... und aus der Last ist. Jetzt bleibt Dir nur, vorne die Wand mal so wegzunehmen, dass er auch beim Abrollen mit der verbleibenden Wand keinen Bodenkontakt hat, also keinen Reizung. Und Du solltest schauen, ob Du meinst, das Hufbein optimal geschützt und fixiert zu haben... Soll sich ja nicht umbauen...
Bild

Kann aber total täuschen auf den Fotos...

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Pferdefreund
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Re: Schmierige Rille und Strahl

Beitrag von Pferdefreund » Fr 15. Feb 2013, 01:13

ich habe mal bei SilentDee's Bild dazu gemalt wie man da den Strahlabrieb evtl interpretiren koennte. Der vordere Teil des Strahls hat sich geschaelt, bekommt also genug Abrieb (er sieht mir nicht verpilzt aus (kein weisses modriges Zeugs), aber dann kommt die Beule des hinteren Teils des Strahles. Wenn man die Linie des abgerieben Strahles weiterverfolgen wuerde kommt man genau auf SilentDees Hoehe raus, ca 2mm ueber dem Ende des Saumbaendchens was ich so als normale Trachtenhoehe sehen wuerde.

Silke, ich kann Deine Frage nicht beantwarten. Evtl hat es was mit den high spots er Eckstreben zu tun, die Du entdeckst hast, dass Lili nach dem trim schlechter ging? Der weight-bearing point sieht mir im Moment sehr weit vorne aus, nicht am Ende der Trachte (roter Pfeil).


Ich habe uebrigens genau mit dem Trachtenkuerzen auch ein Problem, weil der Strahl da haeufig im Weg ist. Ich habe entschieden dass ich das in Zukunft mit einem Nipper mache, oder mit dem Messer, denn mit der Raspel kommt man einfach schlecht an den Bereich ganz hinten ran.

Die Bilder koennen natuerlich taeuschen!

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Re: Schmierige Rille und Strahl

Beitrag von Lilli » Fr 15. Feb 2013, 10:24

Danke! Sehe schon viel klarer!

Jetzt erstmal zu Saskia, Pony lief vor dem Trim schon schlechter. Sonntag war Fasnachtsumzug und der nimmt direkt neben meinem Offenstall Aufstellung. Pony war extrem geladen und rannte ein paar Runden im Schweinsgalopp bevor ich sie beruhigen konnte.
Montag war also schon schlechter, Dienstag habe ich dann geraspelt und danach wurde es nicht, wie die paar Male davor besser, sonder ging nochmal Richtung schlechter.
Die jetzige Hufform und eben die Tatsache, daß ein Rehehuf nochmal anderst reagiert, verunsichern mich so, deshalb frage ich hier.

Der Strahl ist die letzten 2 Wochen so gewachsen. Er hat sich nicht geschält, er ist mit dem Reheschub total verkümmert und wurde schwarz und aufgeweicht. Ich freue mich riesig, daß er wieder so gut aussieht und nachwächst! Faul ist da nichts, auch nicht abgelaufen, weil er ja in den Schuhen steckt.

Bild

So hab auch mal gemalt :roll:

Hier sieht man, das ich die Zehe bis an die Lamellenschicht geraspelt habe, dort ist kein Tragrand mit Bodenkontakt mehr, dann lasse ich langsam etwas mehr um dann im Trachtenbereich die Gewichtsaufnahme zu ermöglichen. Die Highpoints beachten wir bitte mal einfach nicht. Die Eckstreben sind auf Sohleniveau gekürzt. Der Strahl steht im hinteren Teil ca. 3mm über. Auf dem Bild habe ich außen die Überlappung über die S-Furche zurückgeschnitten, um selber mal besser sehen zu können.
Das sieht hier schief aus, weil sie die Ballen verschiebt und ich das ausgleichen wollte. VL noch mehr....
Grün soll die Trachtenhöhe zeigen, aber nur der längere :oops: , der Krurze ist abgebrochen. Und Rot eben den Abstand zum Boden, dann wird evtl. deutlich, daß das Bild doch ganz schön täuscht.
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Re: Schmierige Rille und Strahl

Beitrag von Lilli » Fr 15. Feb 2013, 10:38

Bild

Mit dem Bild wollte ich eigentlich zeigen, wie die Stellung jetzt ist, aber man erkennt echt nix.

@Silent Dee

Ja, Röntgenbilder sind gemacht. Die erste Bearbeitung brachte auch den Kipper, wie du schreibst.

Vielen Dank! Ich sehe, was du meinst und werde nochmal drangehen.

Die Wand an der Zehe hat nie nicht Bodenkontakt. Aber ich habe sie nicht soweit hoch weggenommen, damit schlicht die Schuhe besser halten.

Dumme Frage! Ich habe den hinteren Bereich jetzt 6 Wochen mit einem Luwex Polster unterlegt, im Schuh, unter der Zehe mit der üblichen Halbmondförmigen Auslassung. Das, und die Trachtenkürzung um das Hufbein wieder annähernd Bodenparalel zu bekommen, ist das einzige was es stabilisiert und schützt? Oder was kann man noch tun?
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Re: Schmierige Rille und Strahl

Beitrag von Lilli » Fr 15. Feb 2013, 10:48

Pferdefreund hat geschrieben:ich habe mal bei SilentDee's Bild dazu gemalt wie man da den Strahlabrieb evtl interpretiren koennte. Der vordere Teil des Strahls hat sich geschaelt, bekommt also genug Abrieb (er sieht mir nicht verpilzt aus (kein weisses modriges Zeugs), aber dann kommt die Beule des hinteren Teils des Strahles. Wenn man die Linie des abgerieben Strahles weiterverfolgen wuerde kommt man genau auf SilentDees Hoehe raus, ca 2mm ueber dem Ende des Saumbaendchens was ich so als normale Trachtenhoehe sehen würde
8-) Nix Abrieb, der ist schlicht verhungert und jetzt wächst er im hinteren Bereich, wie der ganz Huf, einfach besser nach. Aber ich finde ihn auch schön ;)
Ich sehe wohin du möchtest mit der Trachtenhöhe und da möchte ich auch hin. Da ist derzeit aber noch Sohle im Weg. Die krümmelt aber schon und ich schaue nochmal, ob evtl. noch ein bißchen was rausgeht. Habe auch die Artikel von Savoi vor den Augen!

Bevor ich aber mit den Trachten tiefer komme, muß ich den Strahl kürzen, das geht egal welcher Winkel nicht anders. Und hier die Ursprungsfrage, kürzen oder nicht? Trachten etwas offensiver bearbeiten oder doch lieber warten bis es wieder krümelt in den Ecken?

Mit Messer und Nipper kommste da auch nicht hin. Zu festes Horn und zu breit für den Nipper. Mit der Hauklinge, aber sowas hab ich lieber nicht. Sonst fehlt dann ein Fuß und ich muß hier wieder fragen, wie ich den denn nu wieder da dran kriege :roll:
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Re: Schmierige Rille und Strahl

Beitrag von Heike4 » Fr 15. Feb 2013, 14:17

Ich hab jede Woche die Trachten ein wenig gesenkt und immer das Gefühl gehabt sie wachsen wie Unkraut..... und immer wieder hatte ich wenige Tage danach im Eckstrebenwinkel Zerfallshorn.
Die Eckstreben nahe dem Eckstrebenwinkel kann man ja gut mit dem Messer kürzen, ok, sauhart, aber es geht. Und die Trachten hab ich immer mit der Raspel kürzen können.
Auch wenn der Strahl dann mehr Überstand hat, würde ich ihn nicht kürzen, aber ich würde die Strahlfurchen noch ein wenig vom Strahl befreien, dann ist da keine Gammelfurche und man sieht auch besser die Proportionen.
Geht nicht, gibt es nicht.

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Re: Schmierige Rille und Strahl

Beitrag von Lilli » Fr 15. Feb 2013, 14:22

Jaaaa, spätestens alle 1,5 Wochen hole ich da 0,5-1 cm Trachte runter!!!!
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Re: Schmierige Rille und Strahl

Beitrag von greenorest » Fr 15. Feb 2013, 23:44

Hallo Lilli,

@all: Ich habe mir das Pferd im akuten Schub angeschaut und Lilli untersützt, wohne aber zu weit weg, um alle 3 Wochen vorbei zu kommen.

Ich denke, dass du hier auf dem richtigen Weg bist. Viel muss ich gar nicht mehr schreiben, denn das meiste wurde schon gesagt. Meiner Erfahrung nach sehen Rehehufe meist sehr seltsam aus, wenn gerade die ersten ca. 1-3 cm neues Horn herunterwächst. Wichtig ist hier, die Trachten (keilförmig) kurz zu halten (wenn der Strahl extrem übersteht, würde ich den mal versuchsweise ein bisschen einkürzen und schauen, was das Pferd dazu meint) und den Hebel an den Wände zu nehmen.
Gleichzeitig den Huf gut polstern.

Beobachte das neue, nachwachsende Horn. Solange das gut und unverbogen herauswächst, ist man auf dem richtigen Pfad. Je weiter das neue Horn wächst, desto einfacher wird die Beurteilung.
Hier mal ein Beispiel, Reitpony-Stute, 18 Jahre, ca. 4 Wochen nach akuter Rehe im Oktober 12:
Bild
und im Januar 13:
Bild
Aktuelle Röbis (will ich aus Copyrightgründen hier nicht öffentlich reinstellen) zeigen, dass das Hufbein parallel zum neu wachsenden Horn ist und keine Veränderungen aufweist. Leider hat der TA mal wieder nicht markiert, da man die Trennrille aber auf dem Röbi sieht, sieht man dass noch Hufbeinsenkung vorhanden ist. Ich denke, auch diese wird -zumindest zum größten Teil- reversibel sein. Röbis im Sommer werden es zeigen.


Gruß Tina
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