Was darf ans Pferd?
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Was darf ans Pferd?
Ich wurde angefragt, einen Riss in der Zehenwand zu reparieren, indem glasfaserverstärktes Vlies mit Epoxidharz auf die Hornkapsel geklebt wird. Das stünde so in einem Buch.
Das hat mich zu der Überlegung gebracht, ob es denn irgendwo festgelegt ist, mit welchen Materialien man ans Pferd darf. Wird da von einer Instanz die Tierverträglichkeit getestet? Ich wüßte nicht, dass das jemals irgendwo thematisiert wurde, weder in der Hufschule, der Lehrschmiede oder auf Fortbildungsveranstaltungen. Kennt sich da jemand aus?
Das hat mich zu der Überlegung gebracht, ob es denn irgendwo festgelegt ist, mit welchen Materialien man ans Pferd darf. Wird da von einer Instanz die Tierverträglichkeit getestet? Ich wüßte nicht, dass das jemals irgendwo thematisiert wurde, weder in der Hufschule, der Lehrschmiede oder auf Fortbildungsveranstaltungen. Kennt sich da jemand aus?
- Wurzl
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Re: Was darf ans Pferd?
Ob's da Vorgaben gibt, weiss ich nicht - denke nur, wenn's Schlachttiere sind.
Epoxydharz ist grundsätzlich nicht so toll am Huf, da es ca. 2-5 mm tief einzieht. Was ja gut wäre für's halten. Aber das Problem ist die veränderte Elastizität, was ggf. zu einer Trennung führt.
Das geschieht bei den Dallmer Klebeschalen, die original mit Epoxy-Kleber geklebt werden.
Mit Vettec (PU-Kleber) geschieht das nicht. Der klebt oben drauf und zieht nicht ein.
Abgesehen davon kann man einen Riss nicht reparieren - da muss die Hufpflege, Balancierung etc. besser werden.
Als Notmaßnahme kann ich's mir vorstellen.
Epoxydharz ist grundsätzlich nicht so toll am Huf, da es ca. 2-5 mm tief einzieht. Was ja gut wäre für's halten. Aber das Problem ist die veränderte Elastizität, was ggf. zu einer Trennung führt.
Das geschieht bei den Dallmer Klebeschalen, die original mit Epoxy-Kleber geklebt werden.
Mit Vettec (PU-Kleber) geschieht das nicht. Der klebt oben drauf und zieht nicht ein.
Abgesehen davon kann man einen Riss nicht reparieren - da muss die Hufpflege, Balancierung etc. besser werden.
Als Notmaßnahme kann ich's mir vorstellen.
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Re: Was darf ans Pferd?
Erst mal Danke, Wurzl. Um die Art der Rißbearbeitung geht es mir hier gar nicht. Diese Anfrage war für mich nur der Aufhänger, über das grunsätzliche Thema nachzudenken. Ich kenne GFK und Epoxidharz vom Verkleben von Wasserbecken oder Polyhänger-Reparaturabeiten, und es ist bei der Verarbeitung eine Megastinkerei. Das hat mich daran erinnert, wie wir als Kinder in der Grundschule aus Styropor Landschaften modelliert haben, indem wir Teile der Styroporblöcke mit Pattex weggeätzt haben, und dann habe ich mich gefragt, wer prüft eigentlich, wie sich welche "Bastelmaterialien" am Horn verhalten. Wenns böse schief geht, bekommen nämlcih am Ende wir Gewerblichen den Ärger, nach dem Motto, das müsse man doch gewußt haben, daß das schief geht oder unverträglich ist oder was auch immer. Im Zweifelsfall kann ein böser Mensch einen nicht genehmigten Tierversuch unterstellen, und das ist dann - ja was, eine Ordnungswidrigkeit? Straftat? Oder nur Sachbeschädigung?
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Re: Was darf ans Pferd?
Es gibt meines Wissens keine Institution, die festlegt, was hufverträglich ist und was nicht. Was es natürlich gibt, sind Richtlinien der Hufschmiede und der Tierärzte bzw. übliche Vorgehensweisen dieser Experten. In einem gedachten Gerichtsprozess würde sicherlich geprüft, ob sich der Bearbeiter innerhalb oder außerhalb dieser Richtlinien und üblichen Vorgehensweisen bewegt. Vielleicht würde der Richter da sogar ein Gutachten eines Hufschmiedes oder Tierarztes einfordern oder sogar das eines Chemikers.Nick hat geschrieben:Erst mal Danke, Wurzl. Um die Art der Rißbearbeitung geht es mir hier gar nicht. Diese Anfrage war für mich nur der Aufhänger, über das grunsätzliche Thema nachzudenken. Ich kenne GFK und Epoxidharz vom Verkleben von Wasserbecken oder Polyhänger-Reparaturabeiten, und es ist bei der Verarbeitung eine Megastinkerei. Das hat mich daran erinnert, wie wir als Kinder in der Grundschule aus Styropor Landschaften modelliert haben, indem wir Teile der Styroporblöcke mit Pattex weggeätzt haben, und dann habe ich mich gefragt, wer prüft eigentlich, wie sich welche "Bastelmaterialien" am Horn verhalten. Wenns böse schief geht, bekommen nämlcih am Ende wir Gewerblichen den Ärger, nach dem Motto, das müsse man doch gewußt haben, daß das schief geht oder unverträglich ist oder was auch immer. Im Zweifelsfall kann ein böser Mensch einen nicht genehmigten Tierversuch unterstellen, und das ist dann - ja was, eine Ordnungswidrigkeit? Straftat? Oder nur Sachbeschädigung?
Da es zu solchen Ereignissen meines Wissens keine richterlichen Entscheidungen gibt, ist es spekulativ zu sagen wie Gerichte dann entscheiden. Aber ich würde mal annehmen, dass bei Benutzung üblicher Kleber Dir keine Schuld zugewiesen wird, wenn unerwartete Reaktionen eintreten. Nehmen wir mal an, Du nimmst den Vettec Adhere, dann ist das ein Kleber, der bei ein paar Mio. Pferden mit Erfolg eingesetzt wurde. Es ist sogar ein Kleber, der aus der Zahnmedizin kommt. Da ist es unwahrscheinlich, dass Du verantwortlich gemacht wirst für untypische Reaktionen, solange Du den Kleber nicht komplett falsch angewendest hast.
Anders könnte es sich verhalten, wenn Du einen Kleber aus dem industriellen Gebrauch nimmst, der noch nie auf einem Huf genutzt wurde, den der Hersteller auch nicht dafür empfielt. Dann könnte man Dir vorwerfen, dass Du leichtfertig warst.
Oder wenn Du, wie Wurzl beschreibt, einen Epoxidkleber benutzt, von dem man weiß, dass er Schaden anrichten kann. Dann wird man Dir ggf. eine Mitschuld zuweisen, weil Du Dich hättest infornmieren können.
Aber ich kann Dich als Biologe etwas beruhigen. Horn ist sowas von inert, da kann man fast alles draufschmieren. Da passiert nicht viel.
Martin
- Nupur
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Re: Was darf ans Pferd?
Naja. Einen Kleber, der laut Herstellerdatenblatt mit Nitrilhandschuhen und Atemschutz verarbeitet werden soll, würde ich nicht unbedingt als risikoarm bezeichnen.Martin hat geschrieben:Aber ich würde mal annehmen, dass bei Benutzung üblicher Kleber Dir keine Schuld zugewiesen wird, wenn unerwartete Reaktionen eintreten. Nehmen wir mal an, Du nimmst den Vettec Adhere, dann ist das ein Kleber, der bei ein paar Mio. Pferden mit Erfolg eingesetzt wurde. Es ist sogar ein Kleber, der aus der Zahnmedizin kommt. Da ist es unwahrscheinlich, dass Du verantwortlich gemacht wirst für untypische Reaktionen, solange Du den Kleber nicht komplett falsch angewendest hast.
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Re: Was darf ans Pferd?
Es ging nicht um die Gefährdung des Menschen, es ging um "weiche Hufe" für die vielleicht ein Bearbeiter verantwortlich gemacht werden könnte. Da Horn chemisch gesehen wirklich sehr inert ist, ist ein Angriff durch PU-Kleber nicht sehr wahrscheinlich und schient ja auch noch nie passiert zu sein.Nupur hat geschrieben:Naja. Einen Kleber, der laut Herstellerdatenblatt mit Nitrilhandschuhen und Atemschutz verarbeitet werden soll, würde ich nicht unbedingt als risikoarm bezeichnen.Martin hat geschrieben:Aber ich würde mal annehmen, dass bei Benutzung üblicher Kleber Dir keine Schuld zugewiesen wird, wenn unerwartete Reaktionen eintreten. Nehmen wir mal an, Du nimmst den Vettec Adhere, dann ist das ein Kleber, der bei ein paar Mio. Pferden mit Erfolg eingesetzt wurde. Es ist sogar ein Kleber, der aus der Zahnmedizin kommt. Da ist es unwahrscheinlich, dass Du verantwortlich gemacht wirst für untypische Reaktionen, solange Du den Kleber nicht komplett falsch angewendest hast.
Ansonsten vergleiche mal die Sicherheitsdatenblätter der gängigen Kleber. Dann wirst Du feststellen, dass PU-Kleber im Bereich der Allergien spezielle Risiken haben, alles andere aber eher nicht so kritisch ist, also z.B viel weniger kritisch als Methacrylatkleber (z.B. Equilox) oder die meisten Epoxide. (Sehen wir mal davon ab, dass vielleicht noch nicht alle Risiken erfasst oder untersucht worden sind.) Viele dieser PU-Kleber dürfen in Industrie und Handwerk oftmals ohne Absaugung und ohne Atemschutz verarbeitet werden.
Martin
- Nupur
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Re: Was darf ans Pferd?
Das Horn ist da möglicherweise cool.
Ich kenne ein Pferd, welches eine allergische Reaktion bekommen hat (Zittern, Schweißausbruch), weil ein Schmied es mit den Händen berührt hat, mit denen er zuvor Silikon und Härter geknetet hat...
Ich kenne ein Pferd, welches eine allergische Reaktion bekommen hat (Zittern, Schweißausbruch), weil ein Schmied es mit den Händen berührt hat, mit denen er zuvor Silikon und Härter geknetet hat...
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Re: Was darf ans Pferd?
Ja, das ist gut möglich.Nupur hat geschrieben:Das Horn ist da möglicherweise cool.
Ich kenne ein Pferd, welches eine allergische Reaktion bekommen hat (Zittern, Schweißausbruch), weil ein Schmied es mit den Händen berührt hat, mit denen er zuvor Silikon und Härter geknetet hat...
Martin
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Re: Was darf ans Pferd?
Daraus würde ich für mich ableiten, dass ich, wenn ich mich entschließe, mit exotischen Dingen zu kleben, auch den Kronrand und die Fessel feinsäuberlich einwickele oder mit Tape abklebe, damit das Zeug nicht ans Haar / die Haut kommt, wenn das Pferd sich bewegt oder ich schusselig bin.Ich kenne ein Pferd, welches eine allergische Reaktion bekommen hat (Zittern, Schweißausbruch), weil ein Schmied es mit den Händen berührt hat, mit denen er zuvor Silikon und Härter geknetet hat...
Danke für die Ideen.
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Re: Was darf ans Pferd?
Das wäre die korrekte Vorgehensweise mit allen Klebern, denn auch die gängigen Kleber haben ein allergisches Potential. Ach ja, Tape ggf. auch, ist ja auch Kleber.Nick hat geschrieben:Daraus würde ich für mich ableiten, dass ich, wenn ich mich entschließe, mit exotischen Dingen zu kleben, auch den Kronrand und die Fessel feinsäuberlich einwickele oder mit Tape abklebe, damit das Zeug nicht ans Haar / die Haut kommt, wenn das Pferd sich bewegt oder ich schusselig bin.Ich kenne ein Pferd, welches eine allergische Reaktion bekommen hat (Zittern, Schweißausbruch), weil ein Schmied es mit den Händen berührt hat, mit denen er zuvor Silikon und Härter geknetet hat...
Danke für die Ideen.
Martin