Pferdetraining

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Laddie
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Pferdetraining

Beitrag von Laddie » Mi 30. Jan 2013, 00:36

Ich war gerade heute bei einer Tinkerstute (8 Jahre alt, unausgebildet, unbekannte Vorgeschichte, verm. Trauma), die der Schmied nicht mehr machen will, weil es nur mit Bremse geht und das Pferd sich wehrt. Da es bei mir um die Ecke und auf dem Weg zu meinem Stall ist hab ich gesagt ich schaus mir mal an.

An sich ein ganz liebes und sympathisches Pferd, kann der Besi die Vorderhufe einigermaßen gut händeln, hinten geht gar nicht. Sie versucht alles um die Hufe nicht geben zu müssen, tritt aber nicht. Mir gab die Stute auch vorne nicht, wollte nichtmal zulassen, daß ich ihr die Beinfusseln (ihr merkt, ich bin Fan haariger Beine :liar: ) hochmache um die Hufe überhaupt mal sehen zu können. Sehr ungünstig.

Horsemanshiptraining hat irgendwann mal stattgefunden, wurde allerdings aus Zeitgründen nicht weitergeführt. Die Hufe waren stark ausgebrochen, ansonsten aber erstaunlich gut erhalten. Mit Hilfe des Besi, der aufhielt, konnte ich vorne ein wenig bearbeiten.

Ich habe mich einige Jahre intensiv mit Pferdeausbildung und Problemen beschäftigt, könnte dem Pferd also durchaus das Prozedere vermitteln. Allerdings sehe ich das nicht als meine Aufgabe an. Also habe ich dem Besi einige Übungen gesagt, die er vor allem hinten machen soll. Sah auch so aus als wenn er das hinbekommt. Hab ihm auch gesagt, daß er bei einem solchen Pferd Zeit investieren MUß, zumindest so, daß er mir die Hufe aufhalten kann.
Ich hatte vor einiger Zeit einen 2 jährigen Araber, dessen Problem eine Mischung aus nicht erzogen und Kastrationstrauma war. Der trat so unglaublich, daß ich dreimal nur vorne gemacht habe, dann konnte ich endlich auch hinten machen (hatte allerdings top Hufe). Das hat die Besi alleine hinbekommen, was sicherlich auch nicht einfach war.

Was macht ihr in einem solchen Fall? Bietet ihr Training an und berechnet das gesondert, oder überlaßt ihr das den Besis? Ich meine damit solche Fälle wie den der besagten Stute, wo das wohl nicht so flott gehen wird. (Gibt ja auch Pferde, denen man einfach keinen Streß macht und es dann schnell klappt.)

Da dieses Pferd in der Nachbarschaft steht würde ich beim Training helfen können und hab gesagt, daß sie mich anrufen sollen wenns nicht klappt. Das wäre aber eine Ausnahme.
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Re: Pferdetraining

Beitrag von TinaH » Mi 30. Jan 2013, 08:25

Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, daß je nach Pferd ein Training des Besitzers alleine nicht wirklich zielführend ist...

Mein alter Wallach kommt von einem Demeter Hof, dessen Betreiber in fast allen Bereichen der festen Überzeungung war "die Natur regelt das schon". Bedeutet, die Pferde bekamen nix an den Hufen gemacht (die Natur regelt das schon) und infolgedessen die Füße halt auch nicht hochgehoben. Die erwachsenen Pferden wurden zum Arbeiten benutzt, bis die Hufe ganz kurz runtergelaufen waren, sodaß sie lahmten, dann kamen sie auf die Weide (es gab eine große Pferdeherde - Stutenmilchbetrieb - und sehr viele Weiden) und wurden durch andere ersetzt, bis die Hufe wieder sehr lang waren (die Natur das also geregelt hatte).

Das alles hab ich erst später erfahren, sonst hätte ich dort sicher kein Pferd gekauft!

Nunja, die grottigen Hufe sind mir gleich beim ersten Besuch aufgefallen, aber ich war schonmal froh, daß ich unbeschlagene Kaltblüter gefunden hatte, denn die meisten, die man sich so anschaut sind grauenhaft beschlagen. Beim nächsten Besuch hatte ich meine Raspel dabei und habe so leidlich was an den Hufen machen können, weil der 4,5jährige Herr Ü700 nicht wirklich verstand, was das sollte, daß da ein Mensch an seinen Beinen rummachte, kannte er ja nicht. Ich hab ihn gekauft und das natürlich geübt. Er ist so ganz eigentlich ne Seele von Pferd und megasensibel, sodaß es kein Problem war. Leider wurde dann noch im ersten Jahr auf Grund einer akuten Lahmheit hochgradige HKV und Schale diagnostiziert (der TA riet natürlich zum Schlachten) und nach dem ersten Schock wollte ich dann unbedingt mal nen Barhufbearbeiter (bis dahin hatte ich alles selber gemacht) da haben, der mir sagt, ob das alles so OK ist, oder ich bzgl. der Diagnose was beachten muß. Der Bearbeiter kam und ich war fassungslos. Mein sonst so braver Wallach, dessen Huf ich knieend auf dem Schoß bearbeiten konnte, machte den Oberaffen, nicht bösartig, aber wenn der den Huf abstellen will, dann stellt der den ab :? . Glücklicherweise hatte ich nen netten Bearbeiter erwischt, der war sehr geduldig, es klappte auch alles und ich bekam den Hinweis, das mal zu üben :oops: :oops: :oops: Bloß war das mit dem Üben witzlos, denn bei mir klappte ja immer alles problemlos. Bei dem war (und ist) es ein Problem, wenn jemand fremdes an seine Füßchen will.

Will sagen, wenn es bei dem Tinkertier schon jetzt so ist, daß die zwischen Besitzer und Dir unterscheidet, dann würde ich darauf abzielen, gemeinsam mit dem Besitzer an dem Problem zu arbeiten, sofern Du die Zeit hast und der Besitzer willig und zahlungsbereit ist....
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Re: Pferdetraining

Beitrag von Laddie » Mi 30. Jan 2013, 09:58

Danke, Tina, für den Bericht, sehr interessant! Mit nem Kalti ist das ntürlich dann noch eine Nummer "interessanter" :)

Ich habe seit ca. 2 Jahren ein Rhein. dt. Kaltblutwallach in Bearbeitung. Aufgrund unglücklicher vorangegangener Ereignisse hatte er grundsätzlich ein Problem damit bekommen, die Hufe lange genug oben zu lassen um eine Bearbeitung zu ermöglichen. Er fremdelte nicht und war auch nicht böse dabei, machte nur klar, daß er das nicht wollte, indem er wegzog und wegging. Da der Besi in Tiertraining bewandert ist hat er das in relativ kurzer Zeit hinbekommen und meine Anleitung gut umsetzen können (heißt, daß ich das Pferd nach ca. einem 3/4 Jahr wieder gut bearbeiten konnte, mit nur einem Rückfall).

Ich werde mal abwarten wie der Besi der Tinkerstute das so macht. Wenn es sich gar nicht bessert kann ich ja helfen.
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Re: Pferdetraining

Beitrag von TinaH » Mi 30. Jan 2013, 10:13

Ja, ist halt schon sehr unterschiedlich von Pferd zu Pferd. Ich war bei meinem eigenen halt völlig perplex, weil ich sowas vorher noch nie mitbekommen hatte, entweder das Pferd war erzogen oder nicht (mal so lapidar gesagt). Ob mir der Bearbeiter damals geglaubt hat, das weiß ich nicht (ich kanns ihm beileibe nicht verübeln, wenn er es nicht getan hat :whistle: ), ich kam mir vor wie so ein Hundebesitzer der sagt "Das hat er ja noch NIEHHHHHHHH gemacht" :lol:
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Puscheln hochbinden

Beitrag von Maxima » Mi 30. Jan 2013, 10:15

Ich bearbeite grade auch zwei Pferde allein weil beide nicht grade "Fremdbearbeiterkompatibel" sind, aber es ist wirklich so daß man daheim und alleine üben kann bis man schwarz wird, das hilft für den Besuch durch den Hufbarbeiter so gut wie gar nix. Die Pferde unterscheiden da extremst und viele hier haben ja auch die Pferde in Privathaltung, da hat man einfach keine fremden Leute zur Verfügung um die mal ins Training mit einzubeziehen.

Der Wallach den ich grad mit mache hat ein Trauma durch Kastrationsprobleme, konnte anfangs nur mit Sedierung an den Hufen bearbeitet werden. Mir hat er am Anfang auch Theater gemacht, sich fast fallen gelassen, gestiegen etc. Inzwischen bearbeite ich seine Hufe ganz locker fast ohne Wegziehen (die Kunst besteht nur darin erstmal mit Werkzeug in der Hand an ihn ranzukommen). Dem wollte neulich seine eigene Besitzerin nur mal an die Hufe fassen - der ist um uns rum gespackt wie ein Brummkreisel.

Ich denke bei solchen Pferden kommt man wirklich auf Dauer nur durch ein Training MIT einem Hufbearbeiter (oder z.B. auch dem Tierarzt) weiter, der es dann auch drauf hat, dem Pferd Ruhe und Vertrauen zu vermitteln und nicht gleich grob und ungeduldig wird.
Liebe Grüße
Ulla

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Re: Pferdetraining

Beitrag von Cate » Mi 30. Jan 2013, 10:26

Puscheln hochbinden geht mit abgeschnittenen Socken oder Schlauchverbänden ganz gut.

Ich hatte letztes Jahr ein Tinkertier zur umfassenden Reha - massives Übergewicht, Sehnenschaden, Mauke, massive Hufeprobleme, Headshaking, Streß bei jeglicher Form der Arbeit - bei mir im Stall. Durch die sehr schlimme und schmerzhafte Mauke wollte er sich nicht mehr gerne an den Beinen anfassen lassen, Hufe gab er zwar, zog aber sofort weg und trat nach. Bei fast 800 kg kein wirkliches Vergnügen .... ;)
Die Besitzerin hatte bereits mit Clickertraining begonnen, das haben wir sehr konsequent fortgeführt und hatten bald den ersten Teilerfolg, wir konnten die Puscheln abscheren und kammen endlich an die Mauke ran. Dann wurde es sukzessive besser - ca. 4 Wochen mit tgl. Training - er zog aber immer noch die Hinterhufe weg. Als wir dann bei "das finde ich doof" statt "das tut mir weh" waren, hab ich mir mal meinen GöGa zur Hilfe geholt (kräftiger Landwirt), der konnte nämlich einfach mal "festhalten" hinten, während ich vorne jedes ruhige Hergeben des Hinterhufs sofort mit C+B bestärkt habe.
Parallel dazu wurden natürlich schonmal die Hufe gemacht, unser Hufbearbeiter hatte eine Engelsgeduld :handgestures-thumbup: , wir haben ganz viel mit C+B gearbeitet, den Wallach aber auch zwischendurch wieder weggestellt und erst ein anderes Pferd gemacht.
Als der Tinker dann nach gut 6 Monaten wieder nach Hause ging, waren zwar noch nicht alle Baustellen beseitigt, aber er hatte deutlich abgenommen, die Hufe waren gut, der Hufpilz und die Strahlfäule weg, die Mauke im Griff, die Sehne wieder heil und reiten konnte man ihn auch wieder .... :) (und am liebsten hätt ich ihn behalten, es war so ein toller Kerl :oops: )

Wir haben immer Sammeltermine mit mehreren Pferden, da können wir schwierige Fälle ein bißchen "aufteilen", das entspannt die Situation oft schon deutlich. Auch haben wir großes Glück, unser Hufbearbeiter ist nicht nur unendlich geduldig, sondern "kann" auch sehr gut mit den Pferden und schmunzelt nur über manche Eigenarten, statt ärgerlich zu werden. Ich wäre aber auf jeden Fall bereit, auch für reine Übungstermine zu bezahlen, schließlich würde er ja in dieser Zeit sonst ein anderes Pferd bearbeiten.
Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock

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Re: Pferdetraining

Beitrag von Lesley » Mi 30. Jan 2013, 10:58

Ich habe den Puscheln mal ein eigenes Thema verpasst: Puscheln hochbinden
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Re: Pferdetraining

Beitrag von Mascha » Mi 30. Jan 2013, 12:48

Ich merke immer wieder bei meiner Jungen, die ein sehr eigensinniges Pferd ist, das man auch nicht zwingen kann, dass es wirklich Pferde gibt, die man überzeugen muss. Die hat kein Trauma und ist auch nicht bösartig, aber wenn sie etwas nicht möchte und man versucht sie zu zwingen, macht sie einem schon wenig dezent klar, dass das mit ihr nicht zu machen ist. Zusätzlich muss das jeder selber mit ihr ausdiskutieren. Es war wirklich schwierig mit ihr und den Stallbesitzern anfangs, weil man bei solchen Pferden eben nicht mit "Klapps auf den Hintern und gut ist", weiterkommt. Da hatten sich die Fronten zwischenzeitlich so verhärtet, dass keiner mehr in ihren Paddock gehen wollte... Generell ist sie eigentlich freundlich und auch nicht respektlos, aber sie hinterfragt einen eben schon etwas und wenn man dann keine guten Argumente hat, sondern laut oder aggessiv wird, tja, dann wird sie das auch.

Bei ihr hilft Klickertraining wirklich gut (habe ich leider erst einige Monate nach dem Kauf herausgefunden). Hufe geben, Wurmkur, Wunden verarzten, alles innerhalb von ein paar Minuten ohne Theater akzeptiert, wenn sie weiß, wofür sie das mitmacht. Den TA hat sie letztens beim Fädenziehen trotzdem auf den Rücken gelegt, weil sie bei dem scheinbar nicht eingesehen hat, warum sie das mitmachen sollte. Man hat es da als Besitzer nicht so leicht, vorallem wenn das Pferd sich bei einem selbst vernünftig benimmt.

Ich würde es an deiner Stelle mit Clickern versuchen. Gerade vermeintlich sture Pferde, die einfach nur nicht einsehen, warum sie etwas tun sollen, springen darauf normalerweise ganz gut an.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Re: Pferdetraining

Beitrag von Lesley » Mi 30. Jan 2013, 14:49

So, ich hoffe, ich habe jetzt alle Beiträge richtig auseinandergefriemelt. Wenn nicht, bitte per PN melden. Danke!
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Re: Pferdetraining

Beitrag von SilentDee » Mi 30. Jan 2013, 15:15

Superklasse! Dickes Lob!

:clap:

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