Annette hat geschrieben:Dummerweise kriegen es Pferde auch auf überständigen Wiesen hin, sich ein paar Fressstellen zu schaffen, wo dann leckeres raspelkurzes Gras wächst. ....
......Aber auf der Wiese finden die Pferde garantiert die süßen Stellen.
Ich frage mich, ob Pferde wirklich nur kurzes Gras als lecker empfinden, und dies im übermass fressen
wenn ihnen eine ausreichende Vielfalt zur Verfügung steht.
In der Schule habe ich im Bio-Unterricht gelernt, dass der Unterschied zwischen "Hunger"und "Appetit" ist, dass Hunger ein genereller Nahrungsmangel ist und man "irgendwas egal was" essen will. "Appetit" zeigt den Mangel an ganz bestimmten Stoffen an, und dann hat man Appetit auf jene Nahrungsmittel wo diese Stoffe drin sind. Und das ist wahrhaftig nicht einzig und allein immer Süsses! Man hat genausogut mal Appetit auf was richtig kerniges.
Es hatte vor 20-30 Jahren mal ein Experiment in einem Kinderheim gegeben, wo die Kinder über einen mehrwöchigen Zeitraum essen durften was sie wollten. Es wurde tagtäglich ein umfangreiches Angebot bereitgestellt, von Schoko, Pudding, Kuchen bis zu Obst, Gemüse, Vollkorn, - also von "ungesund" bis "gesund". Wenn ein Kind sich die komplette Testzeit ausschliesslich von Süssen ernähren wollte, so hätte man es nicht gehindert. Es wurden auch keine Moralpredigten gehalten über gesund/ungesund. Der Test ergab, dass einige Kinder sich die ersten Tage tatsächlich fast nur von Süssem ernährten (was bisher mehr oder weniger "verboten" war, reizt natürlich am meisten), aber nach ein paar Tagen wurde beobachtet, dass sich alle Kinder sehr abwechslungsreich und absolut gesundheitlich akzeptabel ernährten.
Warum sollten es Pferde, denen man im Allgemeinen noch mehr gesunden Urinstinkt nachsagt, es anders machen? Das Problem ist meist nur, dass der Mensch ihnen nichts anderes vorsetzt als eben diese "Süssspeisen", in Form von zu kleinen Weiden, und bei grösseren Weiden dann auch gleich viel zu grosse Herden, häufige Nutzung der Weiden (kaum dass auf Weide 1 was nachgewachsen ist während Weide 3 abgeweidet wurde, wird Weide 1 schon wieder besetzt....). Meine Erfahrung : meine Pferde haben auch im Torbereich und um den Wasserkübel "Golfrasen", und nagen da gerne dran. Auch an dem etwas höheren, aber immer noch "zu" kurzen Gras im Treibgang. Aber ich sehe sie eben genausogut im ganz hohen überständigen Gras weiden, und diverse Kräuter sind auch immer wieder mal von ihnen verbissen worden. Ich stehe auch öfter mal bei ihnen und schau genau hin, WAS sie eigentlich fressen, - ob sie sich nicht zwischen dem hohen trockenen Gras den frischen Nachwuchs herausangeln. Aber sie fressen anscheinend wirklich variationsreich, und daher hab ich kein Problem damit, wenn sie im Rahmen der Vielfalt auch kurzes Gras fressen. Bevor sie jedoch gezwungen sind, hauptsächlich Kurzes zu fressen (weil nicht genug anderes mehr da ist), stecke ich ein neues Stück ab.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.