Nachbau der Easyboots-Epicgamasche:
Ich benutze seit einiger Zeit schon Easys mit Gaiter und ärgere mich schon lange über folgendes:
1. passt der Gaiter nicht richtig auf die recht hohen steilen Vorderhufe meines Pferdes, also muss ich ziehen und zerren, um ihn überhaupt ein kleines Stück schließen zu können, folglich
2. reißt der Gaiter extrem schnell unterhalb des Klettverschlusses aus. Auch wenn man ihn an der Stelle näht, reißt einfach ein Stück weiter der Stoff dann ober- oder unterhalb der gesetzten Naht
3. warte ich oft wochen- oder sogar monatelang auf neue Gaiter. Scheinbar scheint es hier Lieferschwierigkeiten zu geben. Ärgerlich, wenn ein Ritt ansteht und man flickt jeden zweiten Tag den Gaiter, der sich langsam aber sicher in seine Bestandteile auflöst.
Also habe ich mir überlegt, ob ich nicht einfach den unteren Teil des Gaiters, der an den Easy geschraubt wird weiterverwenden kann (dieser ist aus Hartplastik und in all der Zeit noch nie kaputt gegangen, sieht dreckig aus, aber sonst wie neu) und einfach mit einem neuen Oberteil bestücken kann. Habe dann mehrere Leute um Rat gefragt und mich schließlich für folgende Variante entschieden. Ich stelle die Außenseite des neuen Gaiters aus LKW-Plane her, innen polstere ich mit Neopren.
Vorteile: die LKW-Plane ist extrem reißfest, außerdem abwaschbar und in vielen Farben erhältlich (falls man die Gaiter passend zur Biothane-Ausstattung seines Pferdes bauen möchte ). Das Neopren saugt kein Wasser auf, der Schuh wird also bei Kontakt mit Wasser nicht schwerer.
Nachteil: Da die LKW-Plane nicht elastisch ist, passt sich der Gaiter nicht so stark der Huf/Beinform des Pferdes an. Empfindliche Pferde könnten eher zu Scheuerstellen neigen. Die LKW-Plane ist durch die glatte Oberfläche etwas „glänzend“, der Anblick des Gaiters ist gewöhnungsbedürftig.
Vorab noch was zum Kostenfaktor: Ich fuhr zu einer Werkstatt, die LKW-Plane verarbeitet und schilderte mein Problem. Ich bekam ein großes Stück zum Ausprobieren geschenkt. Wenn ich weitere Plane brauchen würde, so könnte ich mich gerne melden, sie hätten immer mal Verschnitt, den würden sie gegen einen Obulus in die Kaffeekasse gerne abgeben. Aus dem Probestück bekomme ich aber locker 10 Gaiter gefertigt. Das Neopren ist ein Teil eines alten Pads, ansonsten hatte ich mich schon bei Ebay nach gebrauchten Tauchanzügen umgeschaut, die wären vermutlich auch noch weicher als das Pad-Neopren. Industrieklettband ist nicht ganz billig, war bei uns im Keller noch vorhanden. So waren die einzigen Kosten, die ich beim Bau hatte, die für meinen Lieblingsschuster. Der bot mir nämlich an, die Einzelteile auf seiner Profimaschine zusammenzunähen. Mit einer guten Nähmaschine mag das auch zu Hause gehen, aber das hätte mich zu viel Nerven gekostet. Der Schuster nahm pro Gaiter 7 Euro für seine Arbeit.
Hier nun die Bilderfolge, wie ich die Gaiter selber gebaut habe - mit hoffentlich verständlicher Bauanleitung:
Man nehme einen defekten Gaiter, der untere Teil, der an den Schuh angeschraubt wird, muss noch intakt sein. Nun schraube man den Gaiter vom Schuh ab und schraube aber die Schrauben schnell wieder in die Löcher des Schuhs hinein, bevor gerade vorne an der Spitze die Plastikscheibe verrutscht, um die das Drahtseil läuft. Diese Scheibe wieder an den richtigen Platz zu bekommen, ist eine schreckliche „Frikkelsarbeit“.
So hat man nun also nur den kaputten Gaiter. Hier muss man sich jetzt ein Herz fassen und den Gaiter oberhalb des ellipsenförmigen Teils, was oberhalb des Hartplastikteils verläuft abschneiden. Also alles was weich ist und sich leicht schneiden lässt, ab. Bei mir reißt der Gaiter immer an genau dieser Schnittstelle ein.
Hier sieht man den oberen Teil (den ich abgeschnitten habe) und den unteren Teil, den wir noch weiter verwenden werden. Der obere Teil kann als Schablone verwendet werden. Später wandert er in den Müll (oder wird geruchsdicht verpackt aufbewahrt für spätere Bauten )
Hier habe ich mal den oberen und unteren Teil auf die Papierschablone gelegt, die ich zum Bau des Gaiters verwende, der für mein Pferd angepasst ist. Hier sieht man deutlich den weißen Streifen zwischen oberen und unterem Teil, das hat der Originalgaiter an Material zu wenig. Auch die Enden rechts und links oben verlängere ich bei meinem Modell um mehrere Zentimeter. Wessen Pferd der Originalgaiter aber gut gepasst hat, der kann einfach den abgeschnittenen oberen Teil als Schablone benutzen. Ich habe aus Papier mehrere Schablonen gebaut und ans Pferd gehalten, bis ich mein Optimum gefunden hatte. Ich arbeite daher ab hier mit einer Papierschablone weiter, wer keine braucht, benutzt einfach den Originalgaiter als Schablone.
Hier liegt nun die Schablone auf der LKW-Plane. Diese hat eine glattere, glänzende und eine etwas rauere, mattere Seite. Ich habe die glattere Seite nach außen genommen, weil ich dachte, sie ließe sich leichter sauberhalten. Ich habe keine Ahnung, wie es wäre, wenn ich die mattere Seite nach außen bauen würde. Hier sieht man, dass mein Optimalgaiter nicht symmetrisch ist – aber Hauptsache er passt perfekt zum Huf/Bein meines Pferdes .
Schablone mit Stift umranden, ausschneiden.
Hier sieht man die ausgeschnittene Planenform. Auf den unteren Teil (dieses augenförmige) kommt der noch brauchbare Teil des Originalgaiters, den oberen Teil müssen wir mit Neopren polstern, also brauchen wir aus dem Neopren nur den oberen Teil ausschneiden.
Ich lege also meine Papierschablone auf das Neopren auf und fahre erneut mit einem Stift nach. Achtung, den unteren augenförmigen Teil der Schablone brauchen wir aus Neopren nicht, man braucht nur den annähernd V-förmigen oberen Teil.
Hier also der Teil, den ich aus Neopren zugeschnitten habe, das Neopren ist ca 0,5 cm dick und hat eine glatte und eine raue, porigere Seite, ich gebe die porigere nach innen, weil sich die glatte besser mit Klebeband an die Plane kleben lässt. Ich weiß nicht, wie es ist, wenn man die glatte Seite nach innen nimmt.
Nun schaue ich, ob alle Teile aufeinander passen.
Hier liegt also die Plane direkt auf dem Tisch, darauf im oberen Teil das Neopren, unten der Rest vom Originalgaiter.
Nun bestücke ich die Plane innen mit doppelseitigem Klebeband. Natürlich würde das keinen Zug aushalten, es erleichtert meinem Schuster aber enorm die Arbeit beim Zusammennähen. Er braucht so das fertig geklebte „Teil“ nur durch die Maschine ziehen. Beim ersten Prototypen hatte ich Stecknadeln benutzt statt Klebeband um die Teile zusammen zu halten, da hat er sehr geflucht.
Nun einfach passgenau auflegen, damit ist der Gaiter schon fast fertig, es fehlt nur noch das Klettband.
Ich nehme nun ein ausreichend langes Stück selbstklebendes Industrieklettband (Baumarkt). Hier seht ihr die Häkchenseite. Die Länge richtet sich nach eurer Hufschuhgröße. Bei meinem Originalgaiter der Gr. 1 war das Klett für Abai immer zu kurz, da ich es außerdem umsonst bekommen habe, benutze ich nun ca. 15 cm. Man sollte den Klett schon etwas länger wählen als im Original, denn mein Klettband ist nur etwa 3 cm breit und damit deutlich schmäler als der Klett vom Original.
Ich beklebe nun etwas zwei Drittel des Klettbandes auf der Rückseite mit LKW-Plane. Das restliche ein Drittel wird auf den Gaiter geklebt.
Das Klett muss am Rand des Gaiters angesetzt werden und muss Richtung Gaitermitte zeigen. Das längere Stück legt man nach außen um (daher hat man es ja mit Plane beklebt, damit es eine „Rückseite“ hat).
Nun kommt man zur Flauschseite des Klettbandes. Hier muss man zwei Drittel des Kletts nehmen und umlegen, also ein Drittel so auf das andere Drittel legen, dass beide Seiten des Bandes flauschig sind. Das letzte Drittel wird wieder auf dem Schuh befestigt.
Leider kann man das hier schlecht erkennen, aber der linke Teil des Flausches ist auf den Gaiter geklebt, der rechte Teil ist oben und unten flauschig. Tja, und das war es auch schon fast.
Natürlich muss nun noch alles gut vernäht werden, das Klebeband dient nur zum Zusammenhalt der Teile beim Vernähen. Am Pferd würde diese Klebekonstruktion keine drei Schritte halten.
Wenn alles zusammengenäht ist, den Gaiter wieder an den Schuh schrauben und voila. Ich bin mit den Maßanfertigung für mein Pferd schon bis zu zwei Stunden im zügigen Tempo unterwegs gewesen, dabei gab es keine Scheuerstellen. Abai kannte natürlich das Gefühl des Originalgaiters am Huf/Bein schon, er machte mit dem selbstgebauten Gaiter zwei, drei Schritte wie der Storch im Sallat, aber dann war es für ihn okay, dass der neue Gaiter nicht elastisch ist und daher sicherlich ein anderes Gefühl vermittelt als das Original.
Diese Anleitung stammt von Silke Ihlenfeld. Ich würde mich super über Rückmeldungen oder Verbesserungsvorschläge interessieren. Vor allem würde mich auch interessieren, welches Material für die Innenpolsterung verwendet wird. Ich habe mich für Neopren entschieden, hatte aber auch mal kurzfristig mit Lammfell geliebäugelt. Da ich aber das Neopren noch hatte, habe ich das genommen.
Bitte meldet euch doch bei mir, ob und wie ihr einen Gaiter selber gebaut habt: silke.ihlenfeld@freenet.de
Hier sieht man Abai mit dem schon eingerissenen Originalgaiter. Ich bekomme vorne den Klettverschluss kaum zu, nur wenige Millimeter sind vom Klett eingefasst. Auf der Easywerbung sieht man, dass die beiden Gaiterenden sich eigentlich fast berühren sollen.
Hier sieht man deutlich, dass der hintere Teil des Gaiters für den hohen steilen Huf viel zu kurz geraten ist. Der Teil, der eigentlich in der Beuge liegen soll, spannt über den Ballenbereich des Hufes, die Enden des Gaiters verlaufen schräg statt parallel zum Boden, dadurch wird der Weg nach vorne länger, der Gaiter lässt sich kaum schließen. Auch sieht man dass durch die falsche Passform der Gaiter oben Luft hat, am Fesselkopf würde es „reinregnen“.
Hier der Eigenbau. Der Gaiter hat längere Enden, so dass vorne nicht so eine große Lücke entsteht, auch habe ich viel längere Klettbänder angebracht, das Schließen, was beim Original mit Ziehen und Zerren verbunden war, ist hier ein Kinderspiel.
Hier sieht man, dass der neue Gaiter hinten aus viel mehr Material besteht. Er schließt dadurch unterhalb des Fesselkopfes näher am Bein ab. Noch optimaler wäre es wenn der untere augenförmige Teil noch länger wäre, damit der Gaiter besser der Fesselbeuge folgen könnte, da ich aber dort auf den Originalgaiter zurückgegriffen habe, war hier keine Verbesserung möglich. Der Lauf der Enden von hinten nach vorne hat keinen Knick mehr, er läuft zwar auch leicht nach oben, aber ohne hinten immensen Zug auf den Gaiter zu bringen.
Silke Ihlenfeld
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